{"id":1331,"date":"2019-01-18T19:27:01","date_gmt":"2019-01-18T18:27:01","guid":{"rendered":"http:\/\/blog.labut.at\/?p=1331"},"modified":"2022-03-10T10:59:52","modified_gmt":"2022-03-10T09:59:52","slug":"abschied","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.labut.at\/abschied\/","title":{"rendered":"Abschied nehmen"},"content":{"rendered":"

Die nachfolgenden Zeilen sollen meinen Eltern in lieber Erinnerung gewidmet sein.<\/strong><\/p>\n

Der Lauf des Lebens bringt es wohl mit sich, dass viele Kinder eines Tages ihre Eltern zur letzten Ruhest\u00e4tte geleiten. Dennoch war es in unserer Familie so, dass meine Eltern bereits 1995 den Tod meines \u00e4lteren Bruders, welcher bei einem Tauchunfall ums Leben kam, verkraften mussten. Meine Oma musste in hohem Alter nicht nur von ihrem Enkel, sondern mehr als zw\u00f6lf Jahre sp\u00e4ter auch von ihrem einzigen Kind – meiner Mama – Abschied nehmen.<\/p>\n

Es sind nicht nur der schmerzhafte Verlust, sondern vielmehr die Umst\u00e4nde wie Mama und Papa ihre letzten Tage, Wochen und Monate verbringen mussten, welche mich zu diesem Beitrag veranlasst haben. In beiden F\u00e4llen stelle ich mir noch heute die Frage, ob und inwieweit ich etwas zum Besseren hinwenden h\u00e4tte k\u00f6nnen. Wenngleich ich glaube, dass ich – unter den gegebenen Umst\u00e4nden – nichts unversucht gelassen habe lassen sich solche Selbstvorw\u00fcrfe kaum verdr\u00e4ngen.<\/p>\n

Lasst mich bitte einfach ein wenig erz\u00e4hlen …<\/p>\n

Mama (1939-2008)<\/h2>\n

Meine Mama hatte sich 2005 aus sehr pers\u00f6nlichen Gr\u00fcnden f\u00fcr einen neuen Lebensabschnitt entschieden. Karl war \u2013 bewusst wertfrei formuliert \u2013 soviel anders als Joschi, den sie 1991 geheiratet hatte. Die Irritationen im Bekanntenkreis \u2013 auf die ich hier besser nicht n\u00e4her eingehen m\u00f6chte \u2013 waren erheblich, schwer nachvollziehbar und zwischenmenschlich nicht allzu ehrenvoll. Noch im selben Jahr trennte sich meine Mama von Joschi einvernehmlich und der Kleingarten in Favoriten musste deutlich unter seinem Wert verkauft werden.<\/p>\n

Mama lebte mit Karl, der sich ebenso gerade scheiden hatte lassen, in dessen Kleingartenhaus in Floridsdorf, wo ich auch regelm\u00e4\u00dfig zu Besuch war. Im Jahr 2006 konnten die beiden trotz begrenzter finanzieller Mittel in Thailand und auf der griechischen Insel Kos urlauben. Am 29. August 2007 heirateten Mama und Karl am Standesamt Floridsdorf. Dabei durfte ich als Trauzeuge agieren, wobei au\u00dfer der Gartennachbarin und einem Bekannten von Karl niemand an der kleinen Zeremonie teilnahm. Ich bin davon \u00fcberzeugt, dass die beiden gl\u00fccklich waren und stand dem mutigen Schritt stets positiv gegen\u00fcber. Im Anschlu\u00df an das Standesamt waren wir in einem nahegelegenen Gasthaus essen, wo ich als Hochzeitsgeschenk den Gutschein f\u00fcr einen Urlaub in der Therme Loipersdorf \u00fcberreichen konnte. Zum Antritt dieser Reise sollte es leider nicht mehr kommen \u2026<\/p>\n

Es f\u00e4llt mir alles andere als leicht den Krankheitsverlauf meiner Mama in m\u00f6glichst offenen Worten wiederzugeben. Am 12. Oktober 2007 \u2013 rund sechs Wochen nach der Heirat \u2013 musste Mama in einem kleinen Wiener Bezirkskrankenhaus station\u00e4r aufgenommen werden. Im Alter von 68 Jahren war sie \u00e4u\u00dferst vital und hatte in den Jahren zuvor auch keine ernsten Erkrankungen durchleben m\u00fcssen. Mit der Diagnose einer Gelbsucht (Ikterus), die mich vorerst nicht mit allzu gro\u00dfer Sorge erf\u00fcllte, wurde sie nach etwa zwei Wochen wieder entlassen.<\/p>\n

Bereits am 9. November erforderte der gesundheitliche Zustand eine neuerliche station\u00e4re Aufnahme. Es war f\u00fcr uns damals nicht absehbar, dass sie nicht mehr nach Hause zur\u00fcckkehren w\u00fcrde. Ich m\u00f6chte die Erinnerungen an das Siebenbettzimmer ebenso vedr\u00e4ngen wie den Umstand, dass wir von \u00e4rztlicher Seite viel zu lange Zeit im Unklaren gelassen wurden. Als ich den Ernst der Lage erkannte und eine Zweitmeinung bei einem renommierten Onkologen einholen wollte war es schon viel zu sp\u00e4t. Am 17. J\u00e4nner 2008 starb meine Mama nach abgebrochener Chemotherapie qualvoll an den Folgen eines inoperablen Gallengangkarzinom. Ihre letzte Ruhest\u00e4tte findet sich am Friedhof Gro\u00dfjedlersdorf in der Gruppe 27. Etwas mehr als sechs Jahre sp\u00e4ter wurde ihre Mama \u2013 meine Oma \u2013 an ihrer Seite beigesetzt.<\/p>\n