{"id":1472,"date":"2018-10-10T05:00:02","date_gmt":"2018-10-10T03:00:02","guid":{"rendered":"https:\/\/blog.labut.at\/?p=1472"},"modified":"2022-03-09T17:19:17","modified_gmt":"2022-03-09T16:19:17","slug":"unverstanden","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blog.labut.at\/unverstanden\/","title":{"rendered":"Unverstanden"},"content":{"rendered":"

Die im Jahr 2015 gefallenen Worte eines Freundes waren bestimmt nicht b\u00f6se gemeint. Aber es wurde mir wieder vor Augen gef\u00fchrt wie schwer es den Mitmenschen f\u00e4llt mich zu verstehen.<\/strong><\/p>\n

Psychotherapie<\/h2>\n

Seit September 2014 habe ich eine Psychotherapie in Anspruch genommen, im Zuge derer auch einige psychiatrische Diagnosen gestellt wurden. Als ich im April 2015 in die mir zuerkannte Berufsunf\u00e4higkeitspension getreten bin unterbrach ich die Therapie vorerst. Bald wurde mir aber klar, dass eine professionelle Unterst\u00fctzung f\u00fcr meinen neuen Lebensabschnitt unerl\u00e4sslich ist. Seit September 2014 setze ich die Therapie fort und sehe diese Gespr\u00e4che als unerl\u00e4ssliche Orientierungshilfe.<\/p>\n

Bei einem k\u00fcrzlich stattgefundenen Treffen mit zwei Freunden wollte ich in wenigen Worten vermitteln welche Motive mich zu den letzten Schritten bewogen h\u00e4tten. Es kommt nur relativ selten vor, dass mich eine harmlos erscheinende Aussage in Rage versetzen kann, an diesem Abend war es aber so. Der Freund versuchte zu relativierten, indem er meinte dass „es vielen Menschen so ginge“. Ich f\u00fchlte mich wieder mal unverstanden und erwiderte, dass wohl „viele Menschen“ mit 14 Jahren an Krebs erkranken w\u00fcrden und die letzten sieben Jahre gegen einen Hirntumor mit unsicherer Prognose zu k\u00e4mpfen h\u00e4tten. Auf meinen Konter wurde nicht n\u00e4her eingegangen, ich hoffe aber dass er dennoch ansatzweise hinterfragt wurde.<\/p>\n

Nat\u00fcrlich wei\u00df ich, dass mehrere Menschen im Laufe ihres Lebens eine Psychotherapie aus verschiedenen Beweggr\u00fcnden in Anspruch nehmen. Dennoch sind diese F\u00e4lle aus meiner Sicht zumeist nicht mit dem meinen vergleichbar. Wenn der Freund etwa anmerkt, dass sich an meinem Leben nach einj\u00e4hriger Therapie zuwenig ver\u00e4ndert h\u00e4tte zeigt mir dies, dass nicht verstanden wird worum es \u00fcberhaupt geht. Ich wei\u00df schon auch, dass ich zuwenig in der Lage bin Einblicke in meine Emotionen zu gew\u00e4hren. Am 21. Oktober habe ich mich auch mit meiner Therapeutin \u00fcber diesen Wortwechsel unterhalten. Im wesentlichen wurde von ihrer Seite darauf verwiesen, dass mein Verhalten zunehmende Anzeichen des Asperger Syndrom<\/strong> zeigen w\u00fcrde. In diesem Zusammenhang m\u00f6chte ich auf das von mir gestaltete Blog \"svg\" aspie.labut.at<\/a> hinweisen. Die psychiatrischen Diagnose bringe ich im Freundeskreis selten bis gar nicht zur Sprache, da ich der Meinung bin dass sie ohnehin nicht verstanden werden.<\/p>\n

Treffen mit fr\u00fcheren Kollegen<\/h2>\n

Rund um meinen 44. Geburtstag haben sich drei ehemaligen Kollegen bei mir gemeldet, mit denen ich in den letzten Jahren zwar nicht mehr allzu eng zusammengearbeitet habe, mit denen mich aber eine freundschaftliche Basis verbindet. In den letzten sechs Monaten bin ich bewu\u00dft abgetaucht, da ich zu sehr bef\u00fcrchtet habe im pers\u00f6nlichen Kontakt ungewollt meine Pension rechtfertigen zu wollen. Ein Treffen im m\u00f6glichst kleinen Kreis k\u00f6nnte im November 2015 aber durchaus stattfinden, auch wurde von meiner Seite eine Teilnahme an der Weihnachtsfeier des Teams in einem Kaffeehaus in Aussicht gestellt. Irgendwie tue ich mir mit dem Gedanken daran trotzdem noch etwas schwer …<\/p>\n

Von dem bereits erw\u00e4hnten Freund wurde mir versichert, dass er von den Kollegen wisse dass „fast jeder“ meinen Schritt verstanden h\u00e4tte. Es w\u00e4re „das Beste gewesen, was ich tun konnte“, soll man gemeint haben. Die meisten Menschen in einer vergleichbaren Situation w\u00fcrden diese Worte wohl sehr positiv auffassen, anders sieht das leider aber bei mir aus. Wie ich es zuletzt gegen\u00fcber meiner Therapeutin formuliert habe m\u00f6chte ich f\u00fcr den von mir gesetzten Schritt bestimmt nicht gelobt, sondern lediglich ein wenig verstanden werden.<\/p>\n

Hier spielt wohl meine langj\u00e4hrige Einstellung zur Arbeit eine nicht unerhebliche Rolle. Ich habe stets versucht meinen Beruf so leistungsorientiert wie m\u00f6glich zu erf\u00fcllen. Anders als manch andere Menschen – die mich durchaus genervt haben – war es bestimmt nicht so, dass ich der Arbeit aus dem Weg gegangen oder vorrangig auf die n\u00e4chste Pause und den Feierabend geschielt habe. Zehnst\u00fcndige Arbeitstage waren bei entsprechenden Arbeitsaufkommen bei mir fast bis zuletzt keine Seltenheit. Als ich nach den drei Sch\u00e4del OP’s jeweils aus dem Krankenhaus entlassen wurde war ich nach zwei Wochen wieder am Arbeitsplatz, eine Rehabilitation hatte ich bis 2014 nie angedacht. Wer sich nie \u00fcber etwas beklagt vermittelt den Eindruck, dass es ihm bestens gehen w\u00fcrde. Auch wenn ich das Raunzen der anderen aus tiefstem Herzen ablehne mu\u00df ich zur Kenntnis nehmen, dass das extrem entgegengesetzte Verhalten eine selbstzerst\u00f6rende Wirkung entfalten kann.<\/p>\n

Es war in erster Linie die psychische Ersch\u00f6pfung, die mir ab 2014 immer mehr zu schaffen machte und die letztlich dazu f\u00fchrte dass ich in die Berufsunf\u00e4higkeitspension getreten bin. Und jetzt h\u00e4tte ich eben jene Freizeit, die sich manch andere so sehr w\u00fcnschen w\u00fcrden – diese Botschaft glaube ich vereinzelt zwischen den Zeilen herauszuh\u00f6ren. Der Preis, den ich f\u00fcr diesen Status zahlen mu\u00df sollte aber wohl nicht \u00fcbersehen werden …<\/p>\n

Entweder fasse ich die Reaktionen meiner Mitmenschen falsch auf oder stehe ich zuwenig zu mir selbst. Wahrscheinlich werden beide Faktoren ein wenig zutreffen. Ich bin der Meinung, dass mein emotionsarmes Auftreten nicht mit dem Status eines Menschen harmoniert, der krankheitsbedingt pensioniert wurde. Dass die vorliegenden Diagnosen alles andere als sch\u00f6n sind wird niemand bestreiten wollen, aber diese sieht man mir doch nicht an der Nasenspitze an. Und wenn ich an manche Aussagen denke wird mir klar, dass mein vorherrschendes Gef\u00fchl nicht ausreichend verstanden zu werden auch nicht von Ungef\u00e4hr kommt …<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die zuletzt gefallenen Worte eines Freundes waren bestimmt nicht b\u00f6se gemeint. Aber es wurde mir wieder vor Augen gef\u00fchrt wie schwer es den Mitmenschen f\u00e4llt mich zu verstehen. <\/p>\n

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