Es mag vielleicht seltsam erscheinen, welchen Titel ich für diese Zeilen – welche meine Ausdrucksweise beleuchten sollen – gewählt habe. Das Adjektiv wird in Medien mitunter gerne entliehen um eine gedrückte wirtschaftliche Dynamik oder eine besonders behutsame Herangehensweise zu verdeutlichen. Heute will ich mich aber einem Experiment annähern und hinterfragen, ob meine Artikulation als schaumgebremst bezeichnet werden kann.
Wahrscheinlich werdet ihr auch bereits auf Menschen gestossen sein, mit welchen – trotz gleicher Sprache – ein verbaler Austausch beinahe unmöglich erschien. Das könnte an berufsbedingten, wie auch anderwertig sozial unterschiedlicher Gruppensprache gelegen haben. Das weitläufige Themenfeld der Soziolekte (weitere Infos unter de.wikipedia.org) will ich in dieser Betrachtung aber so gut wie möglich ausklammern.
Ich glaube sagen zu können, dass ich in meinem näheren Umfeld auf keine allzu differenzierten Gruppensprachen treffe. Und dennoch umschleicht mich nicht ganz so selten der Eindruck unzureichend verstanden zu werden. Es liegt in meinem Wesen begründet, dass ich zumindest eine Mitschuld daran auch in mir selbst suche. Nur wenige Menschen werden mir nachsagen wollen „auf den Mund gefallen“ zu sein, doch verhält sich die Sache beim vermitteln persönlicher Befindlichkeiten doch anders. An dem Umstand, dass ich zu einer emotional nicht ausufernden Wortwahl tendiere und manches auf die Waagschale lege soll und wird sich in meinem Leben nichts grundsätzliches mehr ändern.
Dieses Blog habe ich im Herbst 2018 eingerichtet um so manche Gedanken in möglichst offenen und ungeschönten Worten niederzuschreiben. Schon lange zuvor hatte ich immer wieder versucht manche zwischenmenschliche Themen in Kolumnen aufzugreifen, welche unter labut.at und bohnenzeitung.com erschien sind. Ich möchte nun zwei Beiträge aus den Jahren 2013 und 2015 beispielhaft auskramen und diese kurz kommentieren …
Unverstanden
labut.at – Unverstanden – Reflexion (vom 23. Juli 2013)
Typisch für meine früheren Beiträge war, dass ich darin oftmals vorgab einem fiktiven Dritten mit Rat zur Seite stehen zu wollen. Wiewohl ich dies im realen Leben gerne tue muss ich an dieser Stelle einräumen dass die Zeilen meiner Person gewidmet waren.
Die allzu heftige Wortwahl.
Ist wohl bestimmt nicht deine Welt.
Du empfindest es als Belastung.
Ja, eine bedachte Wortwahl ist mir wichtig. Und ebenso trifft es zu, dass mich das Lamentieren der Mitmenschen belasten kann – ohne dass ich dies stets zum Ausdruck bringe.
Ignoranz
labut.at – Ignoranz – Reflexion (vom 8. Jänner 2015)
Im Jänner 2015 riet ich dann meinem „fiktiven Freund“, dass er psychischen Stress meiden und leiser treten solle. Ich erinnere mich noch gut, welche Gedankengänge damals durch meinen Kopf kreisten und kann mich mit der Gesamtaussage im Beitrag zweifellos identifizieren.
Schaumgebremst: Abschließende Worte
Es ist natürlich mehr als zulässig, dass man beim Schreiben eine fiktive Person einsetzt. Letztlich hoffe ich, dass meine heutigen Zeilen nicht als Selbstanklage mißinterpretiert werden. Ich weiß, dass ich damals nicht bereit war so manche Belastung auf direkten Weg auszudrücken bzw. niederzuschreiben und der gewählte Umweg war somit hilfreich. Ob er auch zielführend war ist eine andere Frage …
Eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Ausdrucksweise heißt keinesfalls, dass man sich von dieser distanzieren oder sie über Bord werfen will. Das kann ich nicht, das will ich nicht und das werde ich bestimmt auch nicht. Es würde mir zweifellos mißfallen, wenn ich künftig mit sogenannten „starken Worten“ oder gar Kraftausdrücken auftrumpfen müsste. „Die Menschheit werden wir nicht verändern können“, so formulierte es ein Psychotherapeut seinerzeit sehr treffend bei einer Erstkonsultation. Aber es ist konstruktiv zu hinterfragen, was man selbst dazu beitragen kann um die eigenen Sichtweisen besser auf den Punkt zu bringen …