Psychosomatischer Verlauf

In den nachfolgenden Zeilen möchte ich meinen psychosomatischen Verlauf reflektieren.

November 2010 / Oktober 2012

Ende November 2010 – mehr als zwei Jahre nach der Diagnose des Hirntumor – suchte ich erstmalig einen Psychologen in dessen Privatordination auf. Nachdem ich meine Probleme offenbar besonders nüchtern und emotionsarm vorgebracht hatte sah der anerkannte Psychologe vorerst keinen unmittelbaren Handlungsbedarf und es gab auch kein Attest.

Ein Freund, der mir zu dem Termin geraten hatte, war mit diesem Ergebnis wenig zufrieden. Etwa anderthalb Jahre später besuchten wir den Psychologen gemeinsam erneut und Sascha nutzte die Möglichkeit seine Sichtweisen unterstützend einzubringen. Nun ergaben sich im Zuge der „klinisch-psychologischen Begutachtung“ unter anderem folgende Diagnosen …

  • „primär zeigt sich das Zustandsbild eines organisches Psychosyndrom (F07 – Persönlichkeits- und Verhaltensstörung nach Krankheit) begleitet von einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung (F60.5)“
  • „sekundär zeigt sich das Zustandsbild einer Anpassungsstörung mit Angst und depressiver Reaktion gemischt“ (F 43.2)“
  • „Zusätzlich bestehen die Diagnosen mehrerer spezifischer Formen der Angsttörung: Agoraphobie (F40.4), Sozialphobie (F40.1), generalisierte Angsttörung (F41.1) sowie Angst und depressive Störung gemischt (F41.2)“

ab November 2013

Seit dem Auftreten generalisierter epileptischer Anfälle nehme ich Antikonvulsiva ein und suche regelmäßig einen Neurologen auf. Das EEG zeigte zuletzt eine „erhöhte zerebrale Erregungsbereitschaft“, „dysexekutive Störungen“ und eine „mäßiggradige Hirnfunktionsstörung beidseits“. Ein Facharzt erklärte mir auf Nachfrage letzteren Begriff mit den Worten, dass „nach drei Schädel OP’s nichts mehr normal wäre“.

ab März 2014

Erstmalig wollte ich – mit wertvoller Unterstützung meiner Hausärztin – die Möglichkeiten einer Psychotherapie sowie einer psychosomatischen Rehabilitation ernsthaft hinterfragen. Ab 1. September 2014 war ich wegen „Erschöpfungsdepression“ über sechs Wochen im Krankenstand und begann zeitgleich eine Psychoeinzeltherapie. Bei der anfangs wöchentlich in Anspruch genommenen Gesprächstherapie wurde erkannt, dass sich zahlreiche Verhaltensmuster wie ein roter Faden durch mein gesamtes Leben ziehen.

Psychische Diagnosen (ab 2014/2015)

Infos unter svg blog.labut.at – Psychische Diagnosen

Asperger Syndrom

Nach der Verdachtsdiagnose zum Asperger Syndrom (lt. Befundbericht „klare Hinweise auf das Vorliegen eines Symptomenkomplexes im Sinne eines Asperger-Syndroms (F84.5)„) wollte ich mich mit den dahinterliegenden Aspekten intensiver beschäftigen. In den Jahren 2015/2016 wurde ich von zwei Fachverlagen dazu eingeladen meine persönliche Geschichte in Buchprojekte zum AS einzubringen. Weitere Infos, persönliche Erinnerungen und Gedanken finden sich unter
svg aspie.labut.at.

Abschließende Worte

Ich möchte anmerken, dass mein emotionsarmes Auftreten auf viele Menschen bereits den Eindruck vermittelt hat, dass ich alles im Griff hätte. Letztlich umschleicht mich nicht selten eine Angst vor mir selbst, dass ich zum wiederholten male falsch wahrgenommen werde.

„Wer nicht jammert, dem geht es bestens“, so dürften manche Zeitgenossen instinktiv denken. Nach der Diagnose des Hirntumor (siehe svg meningeom.at/krankheitsverlauf) hatte ich im Berufsleben auch keinerlei Rücksichtnahme aktiv eingefordert und erst nach mehr als sechs Jahren erstmalig eine psychotherapeutische Hilfestellung in Anspruch genommen. Es war keineswegs allzu einfach die „richtige“ Therapeutin zu finden – doch ist mir dies letztlich geglückt und ich bin für die Unterstützung sehr dankbar.

In späterer Folge empfahl mir ein Neurologe, den ich einmalig aufgesuchte hatte, den Einsatz von Antidepressiva, dem ich mich widersetzte. Meine Hausärztin hatte schon vor Jahren für mich einen psychosomatischen Kuraufenthalt angeregt. Ich will die Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme nicht generell in Abrede stellen, habe mich damals aber nach wochenlanger Überlegungen gegen eine Inanspruchnahme entschieden. Einerseits hatte ich wohl Sorge, dass sich die dortigen Therapeuten von meinem nüchternen Wesen blenden lassen konnten. Aber auch dem damit verbundenen gemeinschaftlichen Zusammensein mit anderen Betroffenen sah ich wohl nicht mit Freude entgegen …

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