Selbstakzeptanz

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Einige Zeilen im svg Blog waren kürzlich dem Buch „Den Netten beißen die Hunde“ gewidmet, welches mich – wohl nicht zuletzt aufgrund seines pointierten Titels – unmittelbar angesprochen hatte. Am Cover des „Spiegel“-Bestseller wird ein großer „Bin ich zu nett“-Test angekündigt und möglicherweise hatte ich daraus eine Chance abgeleitet mein eigenes soziales Verhalten reflektieren zu können.

Ich habe das mehr als 300seitige Taschenbuch nicht vollständig gelesen und es ist mir wichtig zu erwähnen, dass meine Zeilen nicht als Rezension verstanden werden sollten. In den vergangenen Wochen konnte ich mich aber mit einigen Menschen über die enthaltenen Botschaften austauschen und möchte meine daraus resultierenden Gedanken niederschreiben.

Der Test

Bei dem im Buch enthaltenen „großen Test“ werden zwölf zwischenmenschliche Situationen beschrieben. Die Leser haben jeweils die Möglichkeit aus einer von zwei Antwortoptionen zu wählen. Bei der Auswertung sollte sich dann herausstellen, ob eine „gesunde“, „schwankende“, „gefährliche“ oder „schmerzhafte Nettigkeit“ vorliegen dürfte. Drei Beispiele für die aufgeworfenen Alltagssituationen möchte in stark gekürzter Form anführen …

  • Aus der Nachbarwohnung ist nächtens wieder mal laute Musik zu hören. Stellen wir den Nachbarn zur Rede oder verzichten wir auf einen Aufstand und hoffen doch wieder einschlafen zu können?
  • Die Kollegin überschüttet uns beinahe täglich mit Tratsch aus ihrer Nachbarschaft, was uns langweilig erscheint. Wie gehen wir mit dieser Situation um?
  • An der Kasse im Supermarkt drängt sich ein junger Mann vor, lächelt uns an und meint, dass er doch nur drei Sachen hätte. Weisen wir ihm darauf hin, dass er sich hinten anstellen solle oder wollen wir uns ersparen dem Kunden eine Szene zu machen?

Bei den Antworten lässt sich also zumeist aus einer konsequenten und konfliktvermeidenden Strategie auswählen. Selbst konnte oder wollte ich mich bei einzelnen der zwölf Fragen nicht auf eine Antwort festlegen, weswegen ich dann auch gar nicht bis zur Auswertung vorgedrungen bin. Aber ich weiß nur allzu gut, dass ich in meinem Leben sehr und wahrscheinlich auch zu häufig ein konfliktvermeidendes Verhalten an den Tag gelegt habe. Mit diesem Eingeständnis verrate ich bestimmt kein großes Geheimnis …

Konfliktvermeidung und Selbstakzeptanz

Ein unschöner Aspekt des stets konfliktvermeidenden Verhaltens besteht darin, dass Unausgesprochenes oftmals nachhaltig meine Psyche belasten kann. Beruflich wie auch privat war ich oftmals kaum dazu bereit oder sah mich außerstande meinem Mißfall zu artikulieren. Schon vor geraumer Zeit wurden mir von einem Psychiater unter anderem „Defizite in der sozialen Kompetenz“ sowie eine „unsichere-vermeidende Persönlichkeitsstörung“ (ICD-10 F60.6) attestiert. Ein Umstand, welchen mir die Gesellschaft aufgrund meines leider oftmals ungewollt ausgelebten Schauspiels, kaum zubilligen würde.

Am vergangenen Mittwoch hatte ich die Möglichkeit meine diesbezüglichen Gedanken in die Psychotherapie einzubringen. Seit einigen Jahren befassen wir uns intensiv mit meiner Persönlichkeitsstruktur um einen gangbaren Weg durchs Leben zu finden. Eine durchaus skurile Begebenheit, welche ich hier lediglich als Beispiel erwähnen will, hatte ich seinerzeit sogar dem Blog (siehe svgAlles im Leben hat seinen Preis„) anvertraut.

Das kürzlich geführte psychotherapeutische Einzelgespräch basierte nicht auf dem Buch, wohl aber darauf in wieweit ein konfliktvermeidendes Verhalten problematisch werden kann. Dabei stellte sich heraus, dass manche meiner stark konsensorientierten Verhaltensmuster auch von meiner Therapeutin angewendet werden könnten. Der Unterschied zwischen uns beiden bestünde aber darin, dass sie überhaupt kein Problem damit hätte, von einzelnen nicht gemocht zu werden („Ich muß nicht für alle die Nette sein“). Will ich von allen gemocht werden? Nein, das würde ich so nicht unterschreiben. Ich will meine Ruhe und keine Belastungen durch psychischen Stress und unmittelbare Feindseeligkeiten.

Es kam nun ein neues Wort ins Spiel, mit welchem ich mich erst beschäftigen und es ausgiebig hinterfragen möchte. Das besagte Wort lieferte den Titel für die heutigen Zeilen – nämlich Selbstakzeptanz oder auch Selbstannahme, welche in meiner Persönlichkeitsstruktur fehlen oder zu wenig ausgeprägt sein könnten. Bei einer oberflächlichen Recherche unter svg de.wikipedia.org fand ich Hinweise, dass fehlende Selbstakzeptanz „ein ständiges Suchen nach Anerkennung“ bewirken könne, während ein zuviel an Selbstliebe in Arroganz münden würde.

Aus dieser Beschreibung konnte ich für mich vorerst noch keine persönlichen Schlüsse ziehen. Aber ich stieß in Blogs auch auf Aussagen, dass der „innere Kritiker“ besänftigt werden oder man auch „nicht so absolut“ denken solle. Hier lassen sich durchaus die ersten Parallelen zu meinem Denken und Handeln erkennen. Wir werden diesen spannenden Aspekten im Rahmen der Psychotherapie jedenfalls vertieft nachzugehen versuchen …

2 Gedanken zu „Selbstakzeptanz“

  1. Hallo Peter,
    Danke für deinen Kommentar und den Hinweis auf deinen neuen Beitrag, den ich gerne gelesen habe… Wobei ich anmerken möchte, dass ich auf meiner Suche nach Akzeptanz manche Zwangsbeglückung durchaus selbst herausgefordert habe.

    Du bist sehr offen und lässt deine Leser ein wenig in deine Seele blicken. Deine Psychotherapeutin hat schon recht, es ist völlig in Ordnung, dass man beim Gegenüber Ablehnung hervor ruft, man muss sich nicht anbiedèrn…

    Ich bin schon neugierig, wie sich die nächste Sitzung mit der Psychotherapeutin gestaltet…

    LG Silvia

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